Zentraler Ausstellungsraum: Scuhe

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Die Schuhfunde in der Wolfschlucht in Eppingen

2009 wurde ein 1454 erbautes Haus in Eppingen in der sogenannten Wolfschlucht abgerissen. Es ist sicher ein Zufall, dass sich acht Schuhe aus den Bauschuttcontainern herausfischen ließen. Da der Originalfundplatz der Stücke nicht mehr ermittelt werden konnte, ist die Frage der Art des Unterbringens nicht zu beantworten. Vermutlich aber waren die Schuhe in den Lehmdecken oder unter dem Fußboden deponiert.

Einer der sehr kleinen Kinderschuhe war mit einem gedrehten Leinenstreifen als Schnürsenkel versehen, der nicht aus einem größeren Stoffstück herausgeschnitten, sondern speziell auf einem Tischbandwebstuhl angefertigt war. Ein zweiter war mit einem gezwirnten blau und weiß gefärbten Lindenbastfaden zu verschnüren. Bei den Männerschuhen handelt es sich um einen schweren Stiefel, bei dem der Schaft abgeschnitten war, so dass der Schuh in seiner Endphase vermutlich als Hausschlappen genutzt wurde. Ein breiter entenschnabelförmiger Schuh ist wahrscheinlich der älteste. Der sehr schlanke Stiefel mit rot gefärbtem Innenfutteraus Ziegenleder könnte von einer Eppinger Tracht stammen. Auch in diesem Eppinger Fundkomplex ist ein relativ junges Exemplar, das möglicherweise sogar ins beginnende 20. Jh. zu datieren ist. Die Schuhe sind teilweise mit eisernen Nägeln vor zu schnellem Abnützen geschützt worden.

Der vom Denkmalamt des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) angedeutete „Abwehrzauber“ ist so nicht ausreichend sinnvoll erklärt, so dass noch weitere Erklärungen in Betracht gezogen werden müssen.

Der Schuh als Fruchtbarkeitsamulett tritt als Symbol schon im Altertum, in griechischen, ägyptischen und etruskischen Sagen auf.

Im deutschen Volksglauben entwickelte der Schuh sich geradezu zum Sinnbild für das weibliche Geschlechtsteil und damit auch zum besonderen weiblichen Geschlechtszeichen. Noch heute verbreitet ist der Brauch, frisch Verheirateten alte Schuhe nachzuwerfen. Man findet ihn u. a. in England, Schottland, Dänemark, Nordafrika und der Türkei.

Im magischen Weltbild unserer Vorfahren gab es viele Tabus, über die man nicht sprach und nicht sprechen musste, die aber bis ins 20. Jh. still und heimlich praktiziert wurden, weil es Brauch war.