Zentraler Ausstellungsraum: Unwetterkanonen
Böllerkanonen zum Wetterschießen, 18. Jh.
Im europäischen Raum findet man an vielen Orten Wetterkreuze und Wetterkirchen, vornehmlich auf Bergrücken, von wo aus Unwetter gern heranziehen. Das Wetterläuten, wobei Kirchenglocken geläutet wurden, war eine verbreitete Praxis. Die Kreuze und Glocken mussten von Zeit zu Zeit neu geweiht werden, damit sie ihre Kraft nicht verlören. Man dachte sich, wenn der Schall von Glocken schon Wetterwolken vertreiben könnte, um wieviel wirksamer muss da der Schuss aus einer Waffe sein; gerade in Verbindung mit geweihtem Pulver oder Projektilen. Kirche und Volksglaube waren der Ansicht, dass Wetterhexen oder Wetterdämonen für Unwetter verantwortlich seien. In Sagen und Gedankenwelten manifestieren sich die Wetter machenden Dämonen auch physisch. Die Menschen waren überzeugt, dass man sie durch gezielte Schüsse aus dem Himmel herunterholen könnte oder sie durch Geböller aus den Wolken geschleudert würden. Diese Geschichten hielten sich durch Berichte, nach denen beispielsweise ein beringter Finger aus den Wolken gefallen sei. Die Menschen versuchten, auf Geruch- oder Gehörsinn der Wetterdämonen direkt einzuwirken und sie dadurch zu vertreiben. Waffen, wie zum Beispiel Armbrüste und deren Pfeile oder später Büchsen, wurden oftmals direkt vor dem Gebrauch vom Pfarrer gesegnet. Es kam auch vor, dass die Kirchenmänner selbst schossen. Geschossen wurde oft mit geweihtem Pulver und Munition, auch mit Wachskugeln, in die Kreuze geritzt waren, oder selbst mit alten Hufnägeln. Manchmal wurden auch bei jedem Schuss Namen gerufen, und wenn dabei der Name einer Wetterhexe erraten wurde, fiel sie tot aus den Wolken, so hieß es.
Das Schießen aus Aberglaube verlor sich allmählich im Laufe des 18. Jh.