Zentraler Ausstellungsraum: Feierabendziegel mit Schutzsymbolen
Dämonen, Hunger, Blitzschlag, Diebe und Feuer waren für die Menschen früherer Jahrhunderte eine ständige Bedrohung. Das Dach war, wie Fenster, Türen und Kamine, ständigen Gefahren ausgesetzt und deshalb besonders vor bösen Einflüssen zu schützen. Dachziegel mit Heils- und Abwehrzeichen waren ein gebräuchliches Mittel, Unheil abzuwehren bzw. das Gute herbeizuwünschen.
So wurden z. B. Firstziegel mit Hauswurz bepflanzt, um den Blitz abzuwehren, Pentagramme in Ziegel eingeritzt und in Dachziegel oder Backsteinen eine Kinderhand eingedrückt. Die Kinderhand galt als besonders abwehrkräftig. Kindern ist wegen ihrer Unschuld immer eine besondere Kraft gegen böse Einflüsse zugeschrieben worden.
Firstziegel eines Waldenserhofs in Knittlingen-Kleinvillars
Eingeritzt sind Rauten bzw. Rhomben als Zeichen der Fruchtbarkeit und Sinnbild des Mutterschoßes. Die Rauten symbolisieren auch Glück. Rautenmuster sind häufig an Haustüren zu finden, mit denen die offen liegende Außenwelt von der geborgenen Wohnstätte getrennt wie geöffnet wird. Zugleich sind Haustüren der Einlass in den privaten Bereich, für den man sich Glück und Fruchtbarkeit wünschte. Das an die Rauten anschließende Wellenmuster könnte als Engelshaar interpretiert werden, wodurch im übertragenen Sinn ein Engel das Haus schützen soll. Im Volksglauben können die Engel gegen die Dämonen vorgehen und für den Einzelnen Schutz bieten (Schutzengel).
Sonnenziegel aus Maulbronn-Zaisersweiher mit Kreuzzeichen und Inschrift
Werden mehrere dieser Ziegel aneinandergefügt, dann ergänzen sich die miteinem Model eingedrückten Sonnensymbole. Die Halb- und Viertelsonne wird als „Hexenbesen“ bezeichnet.
Winddämon
Darstellung eines Winddämons, der als Gegenzauber verhindern sollte, dass der Wind die Ziegel vom Dach blasen könnte.