Zentraler Ausstellungsraum: Fratzen und Kleiekotzer
Kleiekotzer aus dem Schwarzwald
Kleiekotzer, auch Mühlgötze, Mühlgosche oder Schreckkopf genannt, sind aus Holz geschnitzte, maskenhaft gestaltete Gesichter bzw. Fratzen, aus deren Maul die Kleie nach dem Absieben des Mehls rieselte. Die Kleiekotzer sollten die Mühle vor bösen Mächten schützen und gehen wohl auf heidnische Idole zurück.
Vergleichbar sind sie mit den an Kirchen angebrachten Wasserspeiern, deren dämonisches Erscheinungsbild das Böse abwehren sollte, indem ihm sein eigenes Bild vorgehalten wurde. Auch die Neidköpfe haben eine apotropäische, also unheilabwehrende Bedeutung.
Die Kleiekotzer stammen meist aus dem 17. und 18. Jh., wobei es auch Rekonstruktionen aus dem 19. und 20. Jh. gibt. Infolge der Expansion des osmanischen Reiches seit dem 15. Jh. und die davon für das christliche Abendland ausgehende Bedrohung sah man sich hierzulande gefährdet und entwickelte ein Feindbild, das sich in den verschiedensten Darstellungen eines Türken manifestierte, so auch in Gestalt der Fratze des Kleiekotzers.
In Wilhelms Buschs „Max undMoritz“ werden die beiden wegen ihrer bösen Streiche vom Müllerin den Mühlentrichter gesteckt, zermahlen und schließlich von einem Kleiekotzer ausgespien, um anschließend von des Müllers Federvieh gleich verzehrt zu werden.
Die bizarre Fratze des Kleiekotzers untermalt die grausame Szene, als die „bösen Buben“ ihr schreckliches Ende in der Mühle finden.
In der Ausstellung wird dieses Thema noch einmal in der „Gelehrtenstube“ aufgegriffen. Auch zwei der Stühle sind mit Fratzen versehen.