Zentraler Ausstellungsraum: Segensbriefe und Reliquien

Steinhauerstube Maulbronn Schmie zentraler Ausstellungsraum 1 Reliquien

Segensbriefe

Steinhauerstube Maulbronn Schmie zentraler Ausstellungsraum 1 Himmelsbrief

„Himmels-Brief“ mit Engel

„welcher mit güldenen Buchstaben geschrieben, und ist zu sehen in der Michaelis-Kirche zu St. Germain, wird genannt Gredoria […]“

Im oberen Teil des Briefs schwebt ein Engel vor der aufgehenden Sonne, der in seinen Händen eine Posaune und einen Palmzweig hält.

Nach dem „Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens“ erhielt der Himmelsbrief „seinen Namen nach der einleitenden Legende, der zufolge er ein vom Himmel gefallener oder gesandter Brief ist.“ Bei dem vorliegenden Schutzbrief handelt es sich um den sogenannten „Gredoria-Typus“, der „allen Segen und Glück, Schutz gegen Blitz, Feuer, Wasser und einen leichten Tod“ verheißt, wenn man die im Brief genannten Gebete spricht und sich an bestimmte moralische Bedingungen hält. Auch ist die Heilighaltung des Sonntags unerlässlich.

„Gredoria“ könnte als Zauberwort verstanden oder als Verballhornung von „Deagloria“ gesehen werden. Die Bezeichnung ist auch der Name für einen Himmelsbrief, der als Neuruppiner Bilderbogen Nr. 202 viel verbreitet war.

Kolorierte Lithographie, erste Hälfte des 19. Jh.

Reliquien

Reliquien (lat. „Überbleibsel“) sind Körper oder Teile eines Heiligen. Zum anderen werden auch Gegenstände des persönlichen Besitzes (z.B. Reste der Kleidung), solche mit denen der Heilige zu Lebzeiten in Berührung kam oder gekommen sein soll oder auch Gegenstände, die echte Reliquien berührt haben sollen, verehrt.

Klosterarbeit mit 16  animistischen Reliquien, Mitte 18. Jh.

Bei der animistischen Reliquienverehrung erwartet man die Wirkung von den sterblichen Überresten eines Heiligen oder einer sakralen Persönlichkeit.

Klosterarbeit mit orendistischen Reliquien, Ende 19. Jh.

Im orendistischen Reliquienkult werden nicht die Heiligen, sondern die Reliquien selbst verehrt. Diese werden an Kraftplätzen aufgeladen.