Die Gelehrtenstube: Fratzenstühle

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Fratzenstuhl

Ein Hauptmotiv der Renaissanceschnitzkunst ist die Fratze oder Maske. Diese Schreckgesichter, auch Gorgo oder Medusa genannt, begleiten den Menschen seit urtümlichen Zeiten. Es gibt sie als Neidköpfe an Gebäuden und Kultplätzen. Sie haben nach innen einen abschirmenden, schützenden und nach außen einen bedrohlichen, angreifenden Charakter.

In diesem Fall handelt es sich um einen Barocken Fratzenstuhl aus der Epoche des Historismus (um 1880/90), der einem dieser Art aus dem 17. Jh. nachempfunden ist. Die üppig beschnitzte Rückenlehne in Form eines grotesken Gesichts hat dieselbe apotropäische, also unheilabwehrende Bedeutung, wie sie auch den Neidköpfen und den Kleiekotzern zugeschrieben wird.

Schlangenstuhl

Sich überdeckende und sich kreuzende Figuren besitzen in der volkstümlichen Vorstellungswelt oft zauberische Kräfte. Magisches Analogiedenken schreibt der Form, durch Endlosigkeit völlig geschlossen, die Wirkung einer abwehrenden, hemmenden Zauberkraft zu. Amulettartige Zeichen wie Knoten, Schlingen, Netzwerk, Zopfmuster‚ Flechtwerk etc. sind zentrale Paradeformen heidnischen Denkens.

Die Schlange gilt als geheimnisumwittert, zwiespältig gefährlich, aber durch ihr Wissen auch anziehend. Wird entgegen den heidnischen Vorstellungen, wo sie als heilige Hausschlange gefüttert und als Glücksbringer verehrt wurde, im christlichen Sinne als Paradiesschlange mit dem Bösen gleichgesetzt.

Die christlichen Religionen habe es nicht gern gesehen, wenn die Bauern bis tief ins 19. Jahrhundert diese Motive den katholischen Symbolen des Herzens und des Pelikans vorgezogen haben.