Das Bürgermeisterzimmer - mittlere Vitrine: Votivtafel

Ex Voto aus dem Jahr 1828

Die Votivtafel zeigt im Zentrum Christus am Kreuz an einem unbekannten Ort in Bayern.

Links daneben ist eine Kirche mit markantem Volutengiebel und einem katholischen Geistlichen im Eingang dargestellt. Auf ihn gehen ein Mann und eine Frau als Pilger zu. Im rechten Bildteil ist auf einer Erhebung eine mittelalterliche Burganlage mit Kirche abgebildet. Den steilen Weg zur Burg versucht ein Fuhrwerk mit Vorspann hinaufzufahren, auf dessen Pritsche das Kruzifix transportiert wird, das auch im Zentrum der Votivtafel zu sehen ist. Im folgenden Text wird erwähnt, dass ein Fuhrmann aus Wittenberg im Jahr 1520 das Kruzifix vor dem reformatorischen Bildersturm rettete. An jenem unbekannten Ort in Bayern blieben die Pferde stehen und das Kruzifix wurde dort in die Kirche gebracht.

Während des Dreißigjährigen Krieges, als schwedische Truppen verheerend und plündernd durch Bayern zogen, wurde das Kruzifix „verachtet“ und unter das Kirchendach gebracht. Über beiden Bildteilen hängen düstere Wolken, was auf die himmlische Bestrafung mit dreimaligem Donner hinweist. Daraufhin stellte man das Kruzifix wieder auf. Es soll „vieltausend“ Mal geholfen haben, wie dem zweispaltigen Erläuterungstext am Ende zu entnehmen ist:

„Frommer Pilgram nimm hier in acht!
Unter diesem Kreuz-Brett war gebracht.
Ein Tausend fünfhundert und zwanzig Jahr
Das Uralte Gnaden-Bild auf dem Altar.
Von Wittenberg durch ein Fuhrmann
Damals Lutters Lehr kam an.
Die Roß und Wagen müßten stehen,
Nicht wollten hier von dannen gehen.
Als nun der Schwedische Krieg kam an.
Und floh von Haus fast jedermann.
Da war dieß Gnaden-Bild veracht
Hier unters Kirchen-Tach gebracht.
Treymahl mit Donner straft die Pfarr
Mann sucht, und forschet der Ursach nach.
Und sieh! Es wird hier unterm Tach
Gefunden mehr daß Heilige-Kreuz,
So ists bisher ein Trost allseits,
Vieltausend es schon geholfen hat,
So gefunden Hilf hier in der That.
Drum komallher mein frommer Christ.
So dir etwan auch übel ist
An Leib und Seel vertrau auf Gott
Er kann dir helfen in der Noth.

⁎׀ gemahlt 1828“ (Foto: Hartmut Namislow, Eppingen)