1923 - Inflation in Schmie
Notiz von Gottlob Metzger vom 13.November 1923

Den 12. März 1923 zahlte ich Georg Velte hier für 1 Paar Milchschweine 1,2 Billionen Mark. Ist alles sehr teuer geworden, 1 Million ist gegenwärtig das kleinste Geld. Unter Milliarden kann man nichts mehr kaufen, auch den kleinsten Gegenstand nicht.
Diese Woche kostet
- 1 Ltr Milch 18 Milliarden
- 1 Pfund Butter 75 – 120 Milliarden
- 1 Ei 17 Milliarden
- Brot und Mehl kann man bereits nicht mehr kaufen, geht auf die Hunderte v. Milliarden.
- ¼ Wein kostet heute 75 – 80 Milliarden
- 1 Flasche Bier 60- 70 Milliarden.
Erlauben kann man sich zu diesem Preis kein Viertel Wein oder Bier mehr.
Die alten Leute sind arg übel dran, wo kein Verdienst mehr haben. Nur die Schieber und Hamsterer können noch ihre Wohllust haben u. wir sehen es voraus, daß man noch nicht am höchsten angelangt ist. Es kommt noch schwerer, dann wäre es besser, die alten Leute, wo nicht mehr mittun können, gingen alle vorher heim. Aber die Beerdigungskosten steigen sich so hoch, daß das schönste Vermögen darauf geht bis eins vergraben ist. Wenn nicht noch Kinder (Nachfahren) da sind, wo noch ein gutes Herz haben für ihre Eltern, daß man sie halbwegs noch anständig vergraben lässt und nicht noch in ein Loch hineinschmeißen muss wie ein Stück Vieh, welches verlocht werden muss.
Es kann ja alles noch so weit kommen, wenn wir nicht bald andere Zeiten bekommen. Die Ansicht hat es ja nicht, daß es besser kommen will, von Tag zu Tag schlechter.
Für heute jetzt genug. Sollte mir das Leben noch länger beschieden sein, so werde ich weiter berichten.
Schmie d. 13.11.1923 Gottlob Metzger
Stadtarchiv Maulbronn I/28